Vielleicht haben Sie mitbekommen, dass das Rauchverbot in Schweden gerade
ausgeweitet wurde und man nun nicht mehr im Außenbereich von Gaststätten rauchen darf.
Eine Entscheidung, die sich nicht nur positiv auf die Gesundheit der Betroffenen auswirken wird, sondern auch auf die Umwelt. Weggeschnippte Zigarettenkippen sind weltweit das häufigste
Abfallprodukt. Die in den Stummeln enthaltenen Gifte gelangen in Seen, Flüsse und ins Meer.
Eine einzige Kippe verseucht bis zu 40
Liter Grundwasser.
Was viele nicht wissen: Zigarettenfilter bestehen aus Kunststoff und tragen damit zum weltweiten Plastikmüllproblem bei. In ganz Europa
wird dem Rauchen jetzt auch wegen der Umwelt der Kampf angesagt.
Lesen Sie in unserem nachfolgendem Blogbeitrag, welche Vorschläge im Raum stehen und was Sie selbst
tun können.
Ich habe jahrelang geraucht. Klar wusste ich, dass es nicht gut für mich ist. Und ziemlich selbstverständlich habe ich meine Kippen ziemlich lässig überall hingeschnippt. An die Umwelt habe ich beim Rauchen nie gedacht. Heute weiß ich: Das war nicht cool, sondern wirklich saudumm.
Es geht nicht darum, dass heute die Kippen auf dem Gehweg den Spiesser in mir zum Kochen bringen. Jeder sollte wissen, was Rauchen der Umwelt antut, wenn er seine Kippe einfach auf die Straße wirft.
Weggeschnippte Zigarettenkippen sind weltweit das häufigste Abfallprodukt –und ein riesiges Sondermüllproblem. Weltweit werden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 5,6 Billionen Zigaretten pro Jahr gequalmt. 5600000000000! Bis zu zwei Drittel der gerauchten Zigaretten werden auf den Boden geschmissen. Pro Jahr verschmutzen demnach zwischen 340 und 680.000 Tonnen Kippen unseren Planeten – ein gigantischer Berg von toxischem Sondermüll.
Diese Zigarettenkippen sind also beileibe kein ästhetisches Problem. Du weißt wie Kippen stinken. Das kommt von den darin enthaltenen 7000 Giften. In Stummeln finden wir unter anderem Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Und natürlich Nikotin. Nikotin ist ein Nervengift. Aus den Filtern ausgewaschen landet es letztendlich in Seen, in Flüssen, im Meer. Die Folgen sind vielfach wissenschaftlich beschrieben. Die Auswirkungen auf eine Vielzahl von Wasserlebewesen reichen von Genveränderungen und Verhaltensänderungen bis hin zum Tod. Aufgelöst in einem Liter Wasser, tötet eine einzige Zigarette nach vier Tagen Fische, wie Forscher der Universität San Diego gezeigt haben. In den Fischen können sich manche Gifte sogar ansammeln und kommen so in die Nahrungskette.
Damit nicht genug: Die Filter sehen zwar aus wie Watte, tatsächlich bestehen sie meistens aus dem Kunststoff Celluloseacetat. Es dauert Jahrzehnte, bis sie sich zersetzen. Im Salzwasser dauert es noch länger, bis zu mehreren hundert Jahren. Sie sind laut einer aktuellen amerikanischen Studie ‘Worst Contaminant Of Our Oceans’. Fische, Schildkröten und andere Meereslebewesen verwechseln kleine im Wasser befindliche Partikel mit Nahrung, was zu „Verstopfung im Verdauungsapparat mit möglicher Todesfolge oder zum Verhungern mit gefülltem Magen führen kann“, heißt es in der Antwort der Bunderegierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen zu Umweltverschmutzungen durch Zigarettenkippen.
Wenn rauchen, dann bitte die Kippe in den
Aschenbecher cc0 Rafał Opalski
https://unsplash.com/photos/cPuARlBPc-k
Zigarettenkippen im Park oder sonstwo sind übrigens auch für Kinder eine Gefahr: Der Giftnotruf Berlin befasst sich jährlich über 250-mal mit der Frage der Vergiftung von Kindern durch Verschlucken von ganzen Zigaretten oder Kippen. Nikotin ist nach Medikamenten die häufigste Ursache einer Vergiftung im Kleinkindalter.
In ganz Europa wird dem Rauchen jetzt endlich auch wegen der Umwelt der Kampf angesagt.
Schweden verbietet seit dem 1. Juli das Rauchen an öffentlichen Orten. In Spanien, Frankreich und Italien wird zunehmend das Rauchen an Stränden verboten, sogar die Partyhochburg Lloret de Mar ist jetzt rauchfrei. Bundesumweltministerin Svenja Schulze will die Tabakindustrie künftig an den Kosten für die Beseitigung weggeworfener Zigaretten beteiligen. Die Kippenhersteller sollen sich nicht nur an Säuberungen, sondern auch an den Kosten für Sensibilisierungsaktionen beteiligen. Das formuliert die EU-Kommission in einem „Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt.“ Das Europaparlament sieht Schritte im Rahmen der geplanten Richtlinie zu Einweg-Plastik vor.
Andere gehen noch weiter: Die Berliner Initiative „Die Aufheber“ fordert mindestens 20 Cent Pfand auf jede Kippe. Zu jeder gekauften Zigarettenpackung soll ein Taschenaschenbecher ausgegeben werden, in dem die Stummel gesammelt werden. Nur wenn dieser Aschenbecher vollständig gefüllt zurückgegeben wird, wird der Pfandbetrag erstattet. Thomas Novotny, Professor für Epidemiologie und Bio-Statistiken an der San Diego State University, schlägt vor den Einsatz von Zigarettenfiltern grundsätzlich zu verbieten. Wenn Filter verboten wären, würden weniger Menschen rauchen, lautet sein Argument. Das heißt weniger Kippenmüll, weniger Plastik in unserer Umwelt und weniger toxische Substanzen, die unsere Böden und Meere vergiften.
Alo zusammengefasst: Rauchen bringt Dich um, Rauchen ist richtig schlecht für die Umwelt, noch was? Ach ja: Auch der Tabak-Anbau ist ein Problem: Mindestens 6500 Hektar Wald, so schätzt die WHO, werden jährlich für den Tabak-Anbau gerodet. Tabak ist eine empfindliche Pflanze, laugt Böden aus, braucht Pestizide und wird vorwiegend in Entwicklungs- und Schwellenländern angebaut. Also wenn Du wirklich rundum Dir und deiner Umwelt schaden möchtest: Dann ist Rauchen eine echt gute Idee.
Quelle Text und Fotos: WWF