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Unser kränkliches Wunderwerk: Der Mensch ist voller Konstruktionsfehler. Wie Corona den Blick auf den menschlichen Körper verändert

  • Die Zeit der großen Seuchen schien schon vorbei – doch dann kam Corona.
  • Das Virus verändert den Blick auf den menschlichen Körper. Es ist ein Angriff auf die populäre Idee vom Leib als leistungsfähiger Maschine.
  • Denn in Wahrheit ist unsere biologische Hülle schwach und anfällig. Aber es gibt einen tiefen Trost.
Die Türsteher des Organismus': Mikroskopische Aufnahme eines T-Zellen-Areals eines Lymphknotens. T-Lymphozyten bilden eine Gruppe von weißen Blutzellen, die der Immunabwehr dient. © Quelle: picture-alliance / dpa

Es gibt Momente, da fällt es nicht leicht, sich der Tatsache zu erinnern, dass der eigene Körper ein Wunder der Natur ist. Beim Hochwuchten nach längerer Stagnation auf dem Sofa etwa. Oder beim nächtlichen Tritt auf einen Legostein. Oder mit Zahnschmerzen. Und dennoch: Er ist ein Wunder, trotz allem. Sieben Quadrilliarden Atome formen sich zu Armen, Beinen, Ohrläppchen und Zehennägeln. Warum sie das tun, weiß niemand. Knapp 20 000-mal pro Tag atmet dieses Wunder ein und aus. Und mit jedem Atemzug strömen 25 Sextillionen Sauerstoffmoleküle in unsere Lungen, damit wir am Leben bleiben.

 

Dieses seltsame Ding, in dem wir wohnen, besteht zu 99,1 Prozent aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Kalzium und Phosphor plus ein bisschen Mangan, Kupfer, Zinn und Molybdän. Es ist ein kraftvolles Wunderwerk und ein kränkelndes Mirakel gleichzeitig. Ein warmes Gebilde aus Knochen und Fleisch, das schläft, schwitzt, schmerzt und hungert. Und über das wir – auch nach 2500 Jahren Forschung – erstaunlich wenig wissen. Warum erröten wir? Warum kringelt sich die Haut auf unserer Fingerkuppe beim Baden? Warum brauchen wir acht Stunden Schlaf und Elefanten und Pferde nur drei? Warum gähnen wir? Warum verbrauchen Männer beim Sex 100 Kilokalorien, Frauen dagegen nur 70? Rätsel der Natur.

 

Bis zu 3,5 Milliarden Mal schlägt das Herz im Leben. Täglich pumpt es 6240 Liter Blut durch den Körper, bis tief in die feinsten Verästelungen des Organismus. “Der Mensch ist wirklich ein Wunder”, schreibt Bill Bryson in seinem Buch “Eine kurze Geschichte des menschlichen Körpers”. “Aber man muss sagen: Das ist ein Regenwurm auch.”

 

Ein winziger Feind gemahnt uns derzeit an die Verletzlichkeit dieses Wunders. Plötzlich geht es um die Grenzen der Medizin, um existenzielle Fragen, um das Spannungsfeld zwischen Sterblichkeit und Freiheit, um Angst und Schwäche. Covid-19 mag nur eine von 8000 potenziell tödlichen Krankheiten sein, von denen 90 Prozent unheilbar, aber zum Glück sehr selten sind. Doch die Wucht, mit der diese Pandemie den Erdball erfasst hat, verändert den Blick auf die enge, fragile Behausung, in der Geist und Seele leben.

 

Hielten wir die Zeiten, in denen Seuchen entsetzliche Bedrohungen mit Millionen Toten waren, nicht für vorüber? Zumindest in der westlichen Welt? Wähnten wir uns nicht in trügerischer Sicherheit – Schweinegrippe hin oder her? Im 20. Jahrhundert starben rund 500 Millionen Menschen an den Pocken. Die vorerst letzte wirklich globale Grausamkeit war Aids. Doch moderne Medikation sorgte dafür, dass HIV kein automatisches Todesurteil mehr ist. Lepra, Pest, Tuberkulose, Fleckfieber, Masern, Diphterie – all das schien fälschlicherweise einer fernen Mutter-Teresa-Welt anzugehören, einer historischen Ära voller Nierenschalen, dicker Gummischläuche und Schwarz-Weiß-Fotos von blassen Kindern mit großen Augen, umsorgt von Nonnen. Und selbst die Tuberkulose, die tödlichste Infektionskrankheit der Welt mit bis zu zwei Millionen Toten pro Jahr, galt hierzulande eher als schrullige Folkloremaladie aus Thomas Manns “Zauberberg”.

 

Nicht Infektionen galten als tödlichste Gefahr der modernen Welt, sondern Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Krebszellen sind die Arschlöcher der Biologie – so gemein, dass sie den Körper überlisten, bis er sie mit Blut versorgt und beginnt, sich selbst zu töten. “Wir sind Körper, da geht etwas schief”, schrieb der britische Autor Tom Lubbock, der 2012 an den Folgen eines Gehirntumors starb.

 

Nun aber erinnert uns Corona noch einmal auf neue Art an die ärgerliche Unvollkommenheit der menschlichen Biologie. Wir hören es nicht gern, aber wir sind sterblich. Forscher schätzen, dass in Vögeln und Säugetieren bis zu 800 000 Viren lauern, die die Artgrenze überwinden könnten. Die meisten Infektionserreger sind tierischen Ursprungs, also Zoonosen: Lepra, Pest, Fleckfieber, Masern, Influenza.

 

Gewiss – das Immunsystem ist ein mächtiger Abwehrrecke: Täglich sieht sich unser Körper Tausenden Attacken ausgesetzt, aber unser biologischer Schutzschild macht ihnen verlässlich den Garaus, quasi als humorloser Türsteher des Organismus: Du kommst hier nicht rein. Jeden Tag mutieren eine bis fünf menschliche Zellen zu Krebszellen, aber das Immunsystem bekommt das mit und tötet sie in den allermeisten Fällen. Das Abwehrsystem entfernt fremde Mikroorganismen, zerstört mutierte Zellen und zerlegt Eindringlinge. Dieser Kampf benötigt Energie, die Körpertemperatur steigt, das Ergebnis ist Fieber.

 

Aber jede neue Krankheit wie Covid-19 führt uns schmerzhaft vor Augen, dass wir für eine Spezies, die drei Milliarden Jahre Evolution hinter sich hat, erstaunliche Mängel aufweisen. Die Tatsache zum Beispiel, dass sich in unserem zu kurz gewordenen Kiefer die Zähne so drängeln. Die Tatsache, dass der aufrechte Gang unser Becken so schmal gemacht hat, dass Frauen nur unter heftigsten Schmerzen gebären können. Oder die Tatsache, dass mit Ausnahme der Leber unsere Organe einfach nicht nachwachsen. Auch für Arme und Beine gilt: Ab ist ab. Wie unpraktisch.

 

Der Mensch ist das einzige Säugetier, das Nahrung und Luft durch den gleichen Kanal aufnimmt. Wir sind quasi dazu geschaffen, an einer quersitzenden Gräte zu ersticken. Noch mehr Konstruktionsfehler: Viele andere Lebewesen produzieren ihr eigenes Vitamin C – sehr praktisch. Uns dagegen fielen über Jahrhunderte nach Monaten auf hoher See ohne Zitrusfrüchte die Zähne aus. Man könnte meinen, der menschliche Körper wurde nach Entwürfen von Nahrungsergänzungsmittelherstellern und Sanitätshäusern gestaltet.

 

Andere Mängel dagegen sind hausgemacht. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, ist heute um 70 Prozent höher als im Jahr 1900. Warum? Weil unsere Lebenserwartung so hoch ist, dass wir die technische Leistungsgrenze unseres Herzens überhaupt erreichen. Und weil wir Jahrzehnte damit verbringen, auf dem Sofa Cheeseburger, Kartoffelchips und Vanilleeis mit Keksstückchen zu verputzen, obwohl der Körper noch auf die steinzeitliche Lebensweise eingestellt ist: viel Bewegung, wenig Fleisch – und Fettpolster anlegen, wann immer es geht. Wir sind zum Jäger und Sammler geboren, jagen und sammeln aber nur noch virtuelle Bonbons bei “Candy Crush”. Wenn wir den gesamten Körper im 21. Jahrhundert so bewegen würden wie unsere Daumen auf dem Smartphone, wäre die Welt ein gesünderer Ort.

 

“Der Körper ist das Grab der Seele”, schrieb Platon. Hinter dem Gedanken steht die philosophische Vorstellung, dass der Mensch ohne die Fesseln des Fleischlichen ein unsterbliches Geistwesen sein könnte. Leider benötigt aber auch das Gehirn als Träger des Bewusstseins mit seinen 86 Milliarden Nervenzellen etwa 400 Kilokalorien Energie pro Tag – das entspricht etwa einer Bratwurst. Ohne anfälligen Körper kein Leben.

 

Corona brach just in einer Zeit über die Welt herein, als die Feinjustierung des eigenen Körpers für viele Menschen eine religionsähnliche Bedeutung erhalten hatte. Der massenhafte Körperkult reichte von perfekt ausbalancierter Ernährung bis zu engmaschiger Selbstüberwachung durch Fitnesstracker und zum Verzicht auf Auto, Alkohol, Fleisch. Es ist kein Wunder, dass Corona mit den Skandalen in der Fleischindustrie auch Anlass bietet, unsere gesamte Lebensweise zu überprüfen. Freilich zeigt sich, dass auch eine fast zwangsneurotische Optimierung des Körpers durch asketisches Wohlverhalten nicht automatisch vor tödlichen Krankheiten schützt.

 

Corona ist eben auch eine Attacke auf das maschinistische Menschenbild, wonach der Körper quasi roboterhaft nach den Gesetzen von Chemie und Mechanik funktioniert und sich seine Effizienz permanent steigern lässt. Dieser Fetisch jedoch, dessen treueste Anhänger von der eigenen Gebrechlichkeit lieber nichts hören möchten, ist in die Krise geraten. Wir sind als Körper am Ende eben doch analoge Wesen, die völlig anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen, als die allmächtige digitale Dominanz uns glauben machen möchte. Corona zeigt: “Wir sind verletzlich, als Menschen, als Körper, als staatliches System in einer hochoptimierten Welt”, sagte die österreichische Philosophin Lisz Hirn dem Magazin “Wienerin”.

“Es ist eine große Egokränkung und eine enorme Herausforderung.”

 

 

Quelle: RND - Redaktionsnetzwerk Deutschland

 

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ISBN-Nr.: 978-3-86461-030-1, 106 Seiten,  Hochglanz-Cover,

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