Was steckt hinter dem drängenden Wunsch nach Sterbehilfe und assistiertem Suizid im Alter? Wissenschaftler haben die Beweggründe von 53 Hochbetagten untersucht.
Wer in den Niederlanden seinen Arzt um Hilfe beim Sterben bittet, kann – sofern eine Reihe an Voraussetzungen erfüllt sind – auf dessen Unterstützung bauen: Seit bald zwanzig Jahren sind dort der ärztlich unterstützte Suizid und die aktive Sterbehilfe unter strengen Vorgaben erlaubt. Jeder einzelne Fall muss den Dutch Regional Euthanasia Review Committees (RTE) vorgelegt werden, die beurteilen, ob der Mediziner rechtskonform gehandelt hat. Zentrales Kriterium, das neben anderen die Entscheidung des Arztes legitimiert, ist das Vorliegen eines „unerträglichen Leidens ohne Aussicht auf Besserung“.
Hilflos durch Sehstörungen und Schwerhörigkeit
Meist sind es nach den Zahlen, die die Prüfungskommissionen regelmäßig vorlegen, Krebspatienten in der letzten Phase der Krankheit, denen die Ärzte den Sterbewunsch erfüllen. In den letzten Jahren nehmen neben der wachsenden Zahl an Psychiatrie- und Demenzpatienten auch immer mehr alte Menschen ihr Recht auf assistierten Suizid oder Sterbehilfe in Anspruch, ohne dass sie an einer lebensbedrohlichen Erkrankung leiden würden. Gedeckt ist das durch die Richtlinien der RTE, die geriatrische Syndrome unter bestimmten Umständen als Grundlage für die ärztliche Unterstützung beim Sterben anerkennen. Die Psychologin Vera van den Berg von der University of Humanistic Studies in Utrecht und ihre Kollegen haben die Beweggründe von 53 Geriatriepatienten analysiert, denen die Ärzte beim Sterben geholfen hatten. Die Wissenschaftler wollten unter anderem herausfinden,
Sämtliche Betroffene waren älter als 80 Jahre, drei Viertel über 90 Jahre alt. Gut die Hälfte von ihnen berichtete, ein Leben lang unabhängig, aktiv und sozial gut vernetzt gewesen zu sein. Kein einziger der alten Leute war lebensbedrohlich krank, fast alle litten aber unter mehreren charakteristischen Problemkonstellationen, den sogenannten geriatrischen Syndromen. An konkreten Einschränkungen fanden sich am häufigsten Sehstörungen (64 %), gefolgt von Schwerhörigkeit und Taubheit (53 %), chronischen Schmerzen (47 %) sowie chronischer Müdigkeit (42 %).
Mehr als drei Viertel der Patienten gaben an, dass eine Folge von Ereignissen sie zu dem Punkt geführt habe, an dem sie ihrem Leben aus freiem Entschluss ein Ende setzen wollten. Dazu gehörten etwa multiple, seit Jahren bestehende Grunderkrankungen. Kam dann noch ein Auslöser wie ein Sturz, ein Krankenhausaufenthalt oder der Verlust eines nahen Angehörigen hinzu, war auch der letzte Lebenswille verloren. Schon allein die Furcht zu stürzen und infolge komplizierter Frakturen noch stärker eingeschränkt zu sein spielte eine wichtige Rolle, wenn die Hochbetagten ihre Situation schilderten und ihren Sterbewunsch äußerten.
In jeder Kasuistik zeigte sich, dass das empfundene Leiden Verluste in mehreren Aspekten des Lebens betraf. Vor allem eine verlorengegangene oder auch nur deutlich eingeschränkte Mobilität wog bei den Beteiligten schwer. Dazu kam, nicht mehr lesen und fernsehen oder als sinnvoll empfundene Aktivitäten nicht mehr ausführen zu können. Nicht zuletzt fühlte sich mehr als ein Drittel der Sterbewilligen einsam und sozial isoliert.
52 Patienten erhielten aktive Sterbehilfe, einer suizidierte sich mit ärztlicher Assistenz. In neun Fällen fragte das zuständige Prüfungskomitee teils mehrfach nach, insbesondere mit Blick auf die zugrunde liegenden Diagnosen, die erwogenen Alternativen und die psychische Situation der Sterbewilligen. Nur bei einem Patienten, bei dem mehrere der geforderten Kriterien nicht erfüllt waren, kamen die Prüfer zu dem Schluss einer ungerechtfertigten Tötung. Eine Strafverfolgung fand nicht statt.
Dr. Diane Meiervon der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York sieht in ihrem Kommentar die Indikationen, bei denen ein assistierter Suizid oder eine aktive Sterbehilfe möglich sein sollen, äußerst kritisch. Furcht, Schmerzen, Einsamkeit: Das alles sei veränder- und behandelbar, und mit geeigneten Maßnahmen dürfte den Betroffenen das Leben wieder lebenswert erscheinen, meint die Geriaterin und Palliativspezialistin. Der Verzweiflung und dem Leiden der Alten und Sterbenden sollte zuallererst mit menschlicher Zuwendung und Unterstützung begegnet werden.
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