Sind Sie auch so überrascht über die „erschreckenden Nachrichten“ über miserable Arbeitsbedingungen und prekäre Unterkünfte der
Fleischarbeiter und Fleischarbeiterinnen, die sich derzeit reihenweise am Corona-Virus infizieren? Einer, der dazu bemerkenswert offene Worte fand, ist NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Er
sprach von langem, parteiübergreifendem Versagen, schließlich könne niemand „so tun, als wenn wir nicht wüssten“, wie die Bedingungen für die osteuropäischen Arbeiter in der Fleischindustrie oft
sind. Lange vor der Corona-Pandemie hatte er mit einer Untersuchung nachgewiesen, dass Verstöße gegen Hygienestandards und Arbeitsrecht alles andere als selten sind. Laumann sprach von
„katastrophalen“ Bedingungen und „systemimmanenten“ Verstößen. Passiert ist danach erst einmal nicht viel. Vor allem nichts, was das Billig-Export-System gefährden könnte. Kein Wunder, denn die
Branche ist bereits zum Gegenangriff übergegangen. Fleischmagnat Clemens Tönnies – ausgerechnet! – hatte sich noch darüber beklagt, dass seine Branche „unter Generalverdacht gestellt wird“ und die
Kritik von Minister Laumann in die Nähe einer „Manie“ gerückt. Wenige Wochen später war es sein Konzern, der das größte Corona-Problem hatte…
Doch die Aussagen von Clemens Tönnies zeigen: Die Fleischindustrie wird sich wehren und alles dafür tun, ihr ausbeuterisches Billig-System aufrecht zu erhalten. Sie wird weiter dafür sorgen, dass das
Leid von Menschen und Tieren unsichtbar bleibt. Dagegen braucht es den entschiedenen Widerstand von uns Verbraucherinnen und Verbrauchern. Wir lassen uns nicht länger für das Versagen politischer
Regulierung moralisch in Geiselhaft nehmen. Wir wollen, dass die Fleischbarone nicht länger Profit aus der Not wehrloser Tiere und der schäbigen Ausbeutung von Menschen ziehen. Wir Verbraucherinnen
und Verbraucher müssen Druck machen, damit dieser Wahnsinn endlich aufhört. Bitte helfen Sie uns dabei und unterstützen Sie foodwatch als Förderin/Förderer!
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