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Covid-19-Schäden jenseits der Lunge: Der Angriff des Coronavirus auf die Blutgefäße

Mehr als nur Lungenentzündung: Sars-CoV-2 kann im ganzen Gefäßsystem nachhaltig Schaden anrichten. Viele Todesfälle sind offenbar darauf zurückzuführen.

von 

EDDA GRABAR
Koagulation. Wenn Blutzellen sich zusammentun – koagulieren –, kann das vorteilhaft sein, etwa, wenn eine Wunde geschlossen wird....FOTO: MAURITIUS IMAGES / PETERSCHREIBE

Es wird immer deutlicher, dass Covid-19 oft mehr ist als eine schwere Lungenentzündung. Studienergebnisse zeigen nun etwa, dass auch Schlaganfälle, Lungenembolien und schwere Gefäßentzündungen zum Krankheitsbild gehören können.

Auch andere Organe und Gewebe werden geschädigt.

Anfangs sah das anders aus. „Anfangs“ ist allerdings erst gut fünf Monate her. Gesundheitsbehörden im chinesischen Wuhan vermeldeten damals, eine außergewöhnlich aggressive Form offenbar durch ein Virus ausgelöster Lungenentzündungen werde vor allem unter 40- bis 69-Jährigen immer häufiger diagnostiziert.

Heute, fast 300.000 Tote später, kennt man nicht nur das Virus.

Man weiß auch, wie es den Körper befällt und kann die Krankheitsverläufe der meisten Infizierten gut beschreiben. Letzteres allerdings bedeutet auch, dass „Lungenentzündung“ dann doch oft eine etwas zu einfache Definition ist. Denn inzwischen mehreren sich die Hinweise, dass Sars-CoV-2 mehr als nur milde bis schwerste Atemwegsinfektionen auslöst.

Vor allem tritt immer deutlicher zutage, dass auch Gefäßzellen betroffen sein können. Und dass das dann oft mehr ist als ein Kollateralschaden des Virus wird ebenso klar: Denn diese Attacken könnten, so die derzeitige Studienlage, die Ursache für knapp ein Viertel aller tödlich verlaufenen Infektionen sein.

Insgesamt sind solche Befunde zwar noch immer relativ selten, denn die übergroße Menge der Infizierten erkrankt an Atemwegsinfektionen. Und noch immer gilt, dass sie bei den weitaus meisten harmlos bis mild verlaufen. Doch bei einigen Menschen - auch bei jüngeren, nicht zu Risikogruppen zählenden Personen - beobachten die Ärzte und Pathologen zunehmend Veränderungen, die sie erst langsam zu verstehen beginnen.

Dazu gehören auch in New York und auch in Italien beobachtete Gefäßerkrankungen bei Kindern, die dem Kawasaki-Syndrom ähnlich sind. Dabei entzünden sich aus bislang ungeklärten Gründen kleine und mittlere Arterien plötzlich und heftig. Oft sind potenziell gefährliche Aussackungen nahe dem Herzen die Folge. Ob tatsächlich eine Verbindung zu einer Coronainfektion besteht, ist allerdings nicht bewiesen.

 

Früher Verdacht

 

Und dann sind da die nicht seltenen für eine Lungenentzündung als Ursache eher untypischen schweren Verläufe. Ein Mediziner, dem einige Todesfälle schon früh verdächtig anders vorkamen, ist Nils Kucher, Spezialist für Thrombosen und Lungenembolien an der Universität Zürich.

„Das erste Mal habe ich gestutzt, als wir erfahren mussten, dass von den über 1200 Todesfällen in der Schweiz bei acht Millionen Einwohnern, die überwiegende Mehrheit, vermutlich 75 Prozent, nicht im Krankenhaus, sondern zuhause stirbt“, sagte Kucher schon vor Wochen dem Tagesspiegel. Bei zunächst harmlosen Verläufen verschlimmere sich der Zustand manchmal offenbar so plötzlich, dass Betroffene nicht einmal mehr einen Notruf absetzen könnten.

Hinzu kamen Berichte etwa aus den Niederlanden: In einer Studie an zwei Unikliniken fanden die Forscher bei 18 Prozent der Patienten Blutgerinnsel. In einer Mailänder Klinik wurden unter 388 Covid-19-Patienten bei fast acht Prozent Lungenembolien entdeckt. Kurze Zeit später warnte die Deutsche Gesellschaft für Neurologie, dass man bei einem Drittel von 214 chinesischen Covid-19 Patienten neurologische Ausfälle und vermehrt Schlaganfälle beobachtet habe.

Bestätigt werden diese frühen Beobachtungen nun unter anderem durch erste Obduktionsstudien aus Hamburg. Eigentlich wollten die Rechtsmediziner vom Uniklinikum Eppendorf (UKE) warten, bis sie deutlich mehr - vielleicht zwanzig oder fünfzig - Verstorbene untersucht haben würden.

Doch nach nur zwölf Obduktionen entschlossen sie sich, ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift „Annals of Internal Medicine“ zu veröffentlichen. Zu bedeutend erschien ihnen das, was sie da sahen, für die weitere Behandlung anderer Erkrankte: Denn sieben von den 12 Obduzierten wiesen Thrombosen auf. Vier von ihnen waren eben auch nicht an Lungenentzündungen, sondern an Lungenembolien verstorben. Diese treten auf, wenn Blutgerinnsel zur Lunge wandern und sich dort festsetzen.

Viele Thrombosen

„Es hat uns verblüfft, dass wir nach der Untersuchung so weniger Patienten bereits so viele Fälle mit Thrombosen entdeckt haben“, sagte Jan Sperhake, Oberarzt am Institut für Rechtsmedizin, anlässlich der Vorstellung der Studie am Freitag in Hamburg. Dieser Befund sei inzwischen durch insgesamt 192 rechtsmedizinische Untersuchungen am UKE bestätigt worden.

Er deckt sich mit den Beobachtungen, die auch andere Pathologen an ihren Instituten machen. Im Prinzip, sagt David Horst vom Institut für Pathologie an der Charité in Berlin, sehe man vor allem drei Todesursachen. Neben dem Lungenversagen seien das einerseits bakterielle Superinfektionen. Dazu kämen aber „eben die Blutgerinnsel in den Gefäßen“. Oftmals, sagt Horst, würden sich diese Blutgerinnsel in den Beinen bilden, dann in die Lunge wandern und dort zum plötzlichen Herzkreislaufstillstand führen.

Die Daten sind alles andere als endgültig, ebenso ihre mögliche Interpretation: Man könne momentan nur schätzen, „dass von den Covid-19-Patienten wahrscheinlich ein Viertel, vielleicht sogar 30 oder 35 Prozent, Thrombosen oder eine Lungenembolie entwickeln werden im Laufe des Krankenhausaufenthaltes“, so Stavros Konstantinides, Ärztlicher Direktor des Centrums für Thrombose und Hämostase (CTH) an der Uniklinik Mainz, gegenüber dem „Science Media Center“.

Unterschiedliche Organe und Gewebe, gleiche molekulare Türen

Überraschend sind die Befunde letztlich aber nicht. Sie sind sogar sehr plausibel - und auch das hat mit den trotz aller Probleme und trotz jener erst fünf Monate rasant wachsenden Detailkenntnissen über das Virus und die Erkrankungsmechanismen zu tun. Denn die Moleküle, die gleichsam als Türen für die Viren dienen und ihnen den Eintritt zu den Rachen- und Lungenzellen gewähren, sitzen auch an den Innenwänden der Gefäßzellen und der Nieren.

Hat das Virus erst die Lunge so weit geschädigt, dass es in die Blutbahn gerät, kann es seine Arbeit dort fortsetzen, und dafür sorgen, dass sich auch die Blutgefäße entzünden. Das führt zum einen zu einer noch stärkeren Abwehrreaktion, die unter Umständen in dem von vielen Ärzten gefürchteten Zytokinsturm enden kann, bei dem das Abwehrsystem vollkommen unkontrolliert zu arbeiten beginnt und nicht mehr das Virus, sondern den eigenen Körper bekämpft.

Zum anderen sorgt es dafür, dass die Blutgerinnungskaskade einsetzt, die eigentlich dafür da ist, Wunden zu schließen. Übereinstimmend schreiben Mediziner davon, dass sie hohe Konzentrationen von Gerinnungsfaktoren im Blut messen, wenn Patienten schwer krank sind.

Nierenversagen

Die Bildung von Blutklümpchen könnte auch in Zusammenhang mit den vermehrt beobachteten Schlaganfällen stehen, glaubt David Horst von der Charité. Er hat bislang acht Covid-19-Leichen untersucht - streng nach der Regeln einer Obduktion: Erst die äußere Betrachtung, dann die Öffnung des Körpers und schließlich die Betrachtung der Organe. Und auch dort stößt er auf Gefäßverschlüsse. „Wir sehen auch oft kleine Blutgerinnsel in den Organen selbst, etwa in den Nieren, die dann das Gewebe zum Absterben bringen“, sagt Horst. Tatsächlich zeigt eine Befragung von elf Intensivzentren, die Covid-19-Patienten behandeln, dass durchschnittlich ein Drittel der Patienten ein akutes Nierenversagen erlitten.

Diese Beobachtung der Pathologen dürfte eine weitreichende Bedeutung haben - nicht nur für die Verstorbenen. Denn solche Gerinnsel in Organen können sich auch bei Überlebenden bilden und etwa die Nieren oder andere Organe langfristig schädigen und in ihrer Funktion beeinträchtigen. Die Rate von moderaten bis ernsthaftem Nierenschädigungen liege „bei 20 bis 30 Prozent“, sagt Eric Hoste, Vorsitzender der European Society of Intensive Care Medicine.

Ein Register für ein besseres Verständnis

Viele müssten an die Dialyse. Zur Vorbeugung empfehlen Fachgesellschaften, Patienten mit Blutverdünnern zu behandeln. Doch welche Dosierung hier die richtige ist, weiß laut Stavros Konstantinides (Mainz) niemand.

 

So werfen derzeit fast alle neuen Erkenntnisse auch immer neue Fragen auf. Aus einem Virus, das zu schweren Atemwegsinfektionen führt, wird nach und nach ein sehr viel komplexeres Krankheitsbild. Um es zu verstehen wurde in Aachen das weltweit erste nationale Register für Covid Obduktionen eingerichtet. Dort sollen anonymisiert alle wesentlichen klinischen Diagnosen und Verlauf zu Lebzeiten und die pathologischen Diagnosen die durch die Obduktion erfasst werden. „Dieses Register“, hofft der Berliner Pathologe Horst, „wird hoffentlich dazu beitragen weitere Antworten zu finden."

Quelle: DER TAGESSPIEGEL

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